Interview

Freiberuflich und schwanger

Interview mit den Moderatorinnen Vanessa Meisinger und Alexandra Maurer

„Dein Leben wird nie wieder so sein wie vorher!“ – Nur ein Satz, den man als werdende Mutter zu hören bekommt. Stimmt ja auch: ein Baby bringt einige Veränderungen mit sich – ganz klar. Doch was bedeutet so eine große Veränderung für meinen Job? Eine Frage die ganz legitim ist, egal in welcher Branche man arbeitet.

Auch mich beschäftigt diese Frage. In einem Blogpost habe ich meine persönlichen Gedanken und Gefühle zu diesem Thema niedergeschrieben. Diesen findest du hier.

Zwei meiner lieben Kolleginnen – Vanessa Meisinger und Alexandra Maurer, beides freiberufliche Moderatorinnen, haben mir zum Thema Job und Existenzangst Rede und Antwort gestanden. Ich finde es super, dass sie ihre Erfahrungen mit uns teilen, denn auf diese Weise sieht man sehr schön, dass auch in der gleichen Branche die Erlebnisse ganz unterschiedlich sein können.


Kaletsch Medien

Vanessa ist frisch verheiratet, lebt mit ihrem Mann in Nürnberg und erwartet in wenigen Wochen ihr erstes Kind.

Vanessa, hast du Existenzangst?

Ehrlich gesagt, nein. Ich habe in all den Jahren der Selbständigkeit gelernt entspannt und optimistisch zu bleiben. Irgendwie regelt sich schon alles und es gibt immer eine Lösung.

Haben du und dein Mann im Vorfeld über die finanzielle Situation gesprochen?

Ja, das haben wir. Geld fällt ja nicht vom Himmel – leider. 😀 Nein im Ernst, es ist natürlich sehr wichtig zu wissen, wie man in der Schwangerschaft und mit Kind finanziell aufgestellt ist.

Unabhängig von der finanziellen Situation: Wie groß ist die Angst im Job etwas zu verpassen? Das Feld einer anderen zu überlassen oder gar den Anschluss zu verlieren?

Angst etwas zu verpassen, oder den Anschluss zu verlieren, habe ich nicht. Ich habe mich im Vorfeld schon darauf eingestellt, dass ich nicht alle Jobs annehmen kann. Für mich war es daher ok, Angebote abzusagen, auch wenn ich sie gerne wahrgenommen hätte.

Qualität setzt sich meiner Meinung nach durch, daher wird man eigentlich auch nicht ersetzt, wenn man seinen Job gut macht.

Ich war anfangs total aufgeregt und konnte die Reaktion bestehender Kunden gar nicht einschätzen.

Wurde ein Job abgesagt, oder waren Kunden verständnisvoll?

Ich war anfangs total aufgeregt und konnte die Reaktion bestehender Kunden gar nicht einschätzen. Als ich das Thema dann angesprochen habe, war die Reaktion von allen extrem positiv und einige Projekte wurden extra verschoben, damit ich dabei sein kann. Das hat mich natürlich sehr gefreut.

Verspürst du einen Druck oder bist du komplett entspannt?

Ich bin super entspannt und freue mich in erster Linie auf das Baby. Alles andere wird sich schon regeln.

Wie hast du die Branche bis jetzt wahrgenommen? Sind sie Schwangeren und Müttern offen gegenüber?

Ich kann dazu nur sagen, dass es in meinem Fall bisher positiv lief.


Alex ist Vanessa und mir einige Zeit voraus. Sie hat eine einjährige Tochter und pendelt mit ihrer Familie zwischen London und Zürich.

Alex, wie lange konntest du während der Schwangerschaft arbeiten? Bzw. wie lange wurdest du von Kunden gebucht?

Ich habe bis eine Woche vor Geburtstermin gearbeitet. Ich durfte die englische Variante von HQ Trivia hier in London moderieren. Als die Anfrage kam war ich bereits im 8. Monat schwanger. Der Kunde wusste allerdings nichts davon. Ich bin also ganz normal zum Kennenlernen gefahren, habe es ihnen auf diesem Wege mitgeteilt und die hatten gar kein Problem damit. Ich wurde also sehr lange gebucht.

Dennoch wurden natürlich auch Jobs von Kundenseite abgesagt, auf Grund der Schwangerschaft.

Es ist eine Diskriminierung, wenn eine Frau den Job nicht bekommt, nur weil sie schwanger ist!

Welche Erfahrungen hast du in dieser Zeit gemacht? Hast du dich evtl ab und zu „diskriminiert“ gefühlt?

Ja, ich habe mich tatsächlich auch manchmal sehr diskriminiert gefühlt, weil ich zum Teil Anfragen bekommen habe und nachdem ihnen mitgeteilt wurde, dass ich schwanger bin, haben sie ganz plötzlich Gründe gefunden, warum sie mich doch nicht buchen wollen. Es wurde dann oft so verpackt, als würden sie nur Rücksicht auf mich nehmen wollen, doch im Endeffekt haben sie Rücksicht auf sich selbst genommen.

Klar, weiß man im Vorfeld nicht, wie es einem an dem Drehtag geht. Dennoch ist es eine Diskriminierung, wenn eine Frau den Job nicht bekommt, nur weil sie schwanger ist, obwohl sie den Job theoretisch ganz normal ausüben könnte.

Wie war dein Wiedereinstieg in den Job nach der Geburt? Hast du dir selbst Druck gemacht?

Mein Wiedereinstieg war schon 6 Wochen nach der Geburt. Ich habe mir eigentlich überhaupt keinen Stress gemacht. Die Shows, für die ich gebucht war, sollten erst im Herbst gedreht werden und mein errechneter Geburtstermin war im Juli. Die Sendung „Flash“ für ProSieben Schweiz wurde dann jedoch etwas vorverlegt und deshalb bin ich schon 6 Wochen nach der Geburt zur Aufzeichnung nach München geflogen.

Der Druck kam erst, als ich dann in München war, bzw. schon vor der Abreise nach München. Der Abschied von meiner Tochter fiel mir so schwer, dass ich sogar weinen musste. Sie war natürlich in guten Händen und ich war nur eine Nacht weg, trotzdem war das sehr hart. Damit hätte ich nicht gerechnet.

Hat die Schwangerschaft hin und wieder eine Existenzangst bei dir ausgelöst?

Nicht nur die Schwangerschaft, sondern auch das Muttersein an sich löst hin und wieder Existenzängste bei mir aus – da bin ich ganz ehrlich. Zu Beginn der Schwangerschaft habe ich mir natürlich Gedanken gemacht: „Hoffentlich geht es danach irgendwie weiter.“ Und dann hatte ich letztendlich so ein Glück.

Ich hatte gleich wieder Jobs. Der Geburtstermin von meiner Kleinen ist auch günstig gefallen, denn im Sommer ist es eh grundsätzlich ruhiger bei mir, da alle im Sommerurlaub sind. Deshalb hat es bei mir super gut gepasst und ich konnte im Herbst wieder anfangen zu arbeiten.

Trotzdem ist die Kleine meine oberste Priorität. Ich nehme nicht mehr jeden Job an und bin auch nicht mehr bei jedem Event unterwegs. Und das ist eigentlich in der Medienbranche schon wichtig, sich bei solchen B2B Veranstaltungen blicken zu lassen. Denn oftmals entstehen so die Jobs – indem man immer wieder die gleichen Leute trifft und sich vernetzt. Das mache ich jetzt natürlich nicht mehr so oft, weil die Kleine mich braucht und weil ich auch lieber bei ihr bin. Diese spontanen Jobs, die sich bei solchen Events ergeben haben, passieren so gut wie gar nicht mehr.

Alle Jobs, die ich jetzt mache, sind gezielt auf mich ausgerichtet. Es kommt eine Anfrage, oftmals muss ich auch kein Casting mehr machen und dann sind das eben weniger Jobs als Früher, aber dafür auch sehr häufig die Besseren. Und deshalb habe ich manchmal schon Existenzängste, denn wenn ich nicht arbeite, kriege ich kein Geld. Logisch – bin ja nicht angestellt. Und da ist es natürlich auch wichtig, dass man ein gutes Team als Paar ist. Ich bin sehr dankbar, dass ich so einen tollen Partner an meiner Seite habe, der mich in allem unterstützt. Wir gehen da zusammen durch dick und dünn und das ist sehr schön.

Also ja, Existenzängste habe ich auch, aber das liegt nicht unbedingt nur am Muttersein, sondern hauptsächlich an diesem Job. Selbstständig in dieser Branche ist manchmal nicht leicht. 

Wie bekommst du beides unter einen Hut – Karriere und Muttersein?

Mit ganz viel Unterstützung kriege ich alles unter einen Hut. Ohne Support würde das gar nicht gehen. Wenn ich weg bin gibt es drei Szenarien: entweder passt der Papa auf sie auf, meine Mutter oder sie kommt mit.

Und man muss auch, um Himmels Willen nicht denken, dass man das alles allein auf die Reihe kriegen muss. Wie sagt man so schön!? „Man braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ – Und dieses Dorf ist deine Familie. Man sollte sich nicht zu schade dafür sein, Hilfe anzunehmen.

Zeitmanagement ist natürlich auch ein wichtiger Faktor. Meine Arbeitszeiten haben sich zum Beispiel total verändert. Tagsüber bin ich Mutti und abends setze ich mich dann an meinen Schreibtisch und erledige meine Arbeit. Bereite Moderationen vor, recherchiere, beantworte Interviews und und und. Deshalb sind die Tage sehr lang und die Nächte oft kurz, aber man ist ja auch irgendwie darauf vorbereitet.

Habt ihr während eurer Schwangerschaft ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreibt es gerne in die Kommentare.

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