Was wird jetzt aus meinem Job?
Das Thema Existenzangst ist in Zeiten der Corona-Krise aktueller denn je. Ich, als freiberufliche Moderatorin, kenne diese Angst nur zu gut. Sie ist ein ständiger Begleiter. Mal mehr, mal weniger. Wann kommt die nächste Anfrage? Was tue ich, wenn Projekte wegfallen? Werde ich das Jahr beruflich überleben? Fragen, die sich momentan nicht nur Selbstständige und Freiberufler stellen müssen, sondern auch einige Festangestellte.
Geschäfte und Restaurants sind geschlossen, Reisen müssen abgesagt werden, genauso wie jegliche Großveranstaltungen – Die Epidemie legt die Wirtschaft in vielen Bereichen lahm und das ist jetzt schon eine Katastrophe. Niemand weiß wie lange dieser Ausnahmezustand anhalten wird. Einige der Unternehmen können nur einige Woche auf diese Weise überleben. Was nach der Krise kommt, werden wir sehen. Fakt ist: Die Menschen bangen um ihre Existenz.
Meine berufliche Situation hat sich nicht nur durch die aktuelle Weltlage geändert, sondern auch wegen meiner Schwangerschaft.
Aufgrund meiner Schwangerschaft habe ich mich schon vor der Corona-Krise mit dem Thema auseinandergesetzt und mir existenzielle Fragen gestellt. Diese Gedanken und Gefühle habe ich in diesem Blogpost verfasst, um sie mit euch zu teilen. Wahrscheinlich kann der Ein oder Andere – egal ob schwanger oder nicht – diese jetzt noch mehr nachvollziehen. Meine berufliche Situation hat sich also nicht nur durch die aktuelle Weltlage geändert, sondern auch wegen meiner Schwangerschaft. Aus diesem Grund habe ich den restlichen Beitrag nicht geändert, sondern so gelassen, wie ich ihn vor einigen Wochen verfasst habe.
Sobald die Schwangerschaft bestätigt ist, kann die Freude von fiesen Ängsten getrübt werden. Die Existenzangst ist hier wahrscheinlich eine der Häufigsten. „Was wird jetzt aus meiner Karriere?“ – Eine Frage, die durchaus berechtigt ist. Obwohl die Gleichberechtigung von Mann und Frau längst in unserer Gesellschaft angekommen sein sollte, wissen wir: die Realität ist oft eine andere. Manche Mütter sprechen sogar von einer Diskriminierung am Arbeitsplatz. Um Kinder und Arbeit unter einen Hut zu bekommen, muss einer der Elternteile etwas kürzertreten und in den meisten Fällen betrifft das nun mal die Frau. Das wiederum führt dazu, dass die Karriere warten muss und der Druck von allen Seiten immer größer wird. Zugegeben: Vielleicht machen wir uns den Druck auch oft selbst. Aber nur weil wir Mütter sind, wollen wir nicht auf unsere finanzielle Unabhängigkeit verzichten. Diese Zeiten sind doch nun wirklich vorbei, oder!?
Auch mich beschäftigt die Frage nach dem Job. Ich bin freiberufliche Moderatorin, arbeite Projektbezogen und bin dementsprechend darauf angewiesen von Kunden gebucht zu werden. Doch wer bucht bitte eine schwangere Moderatorin? Sind die Arbeitsauflagen und das Ausfallrisiko nicht zu unsexy für den Arbeitgeber? Wie lange bin ich überhaupt in der Lage den Beruf auszuüben? Wie wird es nach der Schwangerschaft sein, wenn das Baby da ist? Werde ich alles mit einander vereinen können? – Fragen über Fragen die meinen Kopf durchfluten.
Ich persönlich würde gerne bis zum Mutterschutz, also bis 6 Wochen vor der Geburt, arbeiten. Einige Projekte musste ich leider schweren Herzens absagen, da sie genau in die Phase fallen, in der ich entweder schon hochschwanger bin, der Entbindungstermin zu nah oder das Baby erst wenige Wochen alt ist. Mir war vorher nicht klar, wie schwer es mir fallen wird „nein“ zu sagen. Mein Beruf hat in meinem Leben einen hohen Stellenwert. Er ist mein Traum, den ich mir seit nun mehr sieben Jahren erfülle. Und natürlich identifiziere ich mich auch darüber. Wer bin ich, wenn das nicht mehr ist? Nur noch Mutter und Hausfrau? Auch das sind Fragen, die ich nicht vermeiden kann.
Meine aktuelle Sendung, die ich auch schon vor der Schwangerschaft gedreht habe, kann ich noch bis Ende Mai realisieren. Darüber bin ich sehr dankbar, denn es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ein Sender sagt: „Na klar bleibst du an Bord, du bist ja nicht krank, sondern einfach nur schwanger.“ – Da habe ich mit ProsiebenMaxx wirklich einen sehr vorbildlichen und loyalen Arbeitgeber. Allerdings muss man fairerweise sagen: Wenn ein Engagement bereits besteht, der Kunde zufrieden ist und die Rahmenbedingungen stimmen, wird die Kulanz meistens siegen. Aber als Schwangere für ein neues Projekt gebucht zu werden, ist schon sehr unrealistisch – so ist zu mindestens mein Eindruck.
Auch wenn die Existenzangst in manchen Momenten nicht zu vermeiden ist, versuche ich sie nicht gewinnen zu lassen. Dieses Baby ist eine bewusste Entscheidung und dass es so schnell geklappt hat, ist für mich immer noch ein großes Wunder. Mein Mann und ich haben natürlich im Vorfeld über die finanzielle Situation gesprochen. Auch er ist freiberuflich tätig. Was viele nicht wissen: Auch uns Selbstständigen steht Mutterschaftsgeld und Elterngeld zu. Aus meinem privaten Umfeld kam diese Frage oft als Erste: Und wie machst du das finanziell? Du bist doch gar nicht abgesichert? Doch, bin ich. Dafür leben wir im guten alten Sozialstaat Deutschland. Das beruhigt mich selbstverständlich, dennoch macht der ein oder andere Groschen auf dem Konto durchaus Sinn, um unbeschwerter in die Elternzeit zu starten.
Falls ihr auch gerade in einer ähnlichen Situation seid und euch fragt wie ihr diese finanzielle Lage am besten händeln könnt, dann kommt hier ein kluges Konzept, von dem ich sofort begeistert war. Diese Idee stammt nicht von mir, sondern von Natascha Wegelin. Sie hat vor einigen Jahren Madame Moneypenny ins Leben gerufen und begleitet Frauen in ihre finanzielle Unabhängigkeit. Ein super Projekt, was echt hilfreich und vor allem lehrreich ist.
In einer Folge ihres Podcast stellt sie ein Konzept für werdende Eltern vor: Die Familiensituation als Firma betrachten. Ja, das klingt unromantisch, macht aber total Sinn. All das Geld was reinkommt, also: Elterngeld, Kindergeld, das jeweilige Einkommen von Vater oder Mutter (je nachdem welches Elternteil weiterhin arbeiten geht) usw., wird auf ein gemeinsames Konto eingezahlt. Davon gehen alle monatlichen Fixkosten ab und das was am Ende übrig bleibt wird ganz fair durch zwei geteilt. Auf diese Weise ist die Frau (oder der Mann) finanziell nicht benachteiligt. So eine simple, aber gute Idee. Seht es vielleicht als eine Art Denkanstoß und passt es auf eure jeweilige Situation an. Für festangestellte Paare ist die Umsetzung sicherlich leichter, da bei Selbstständigen das Einkommen oft schwankt.
Unabhängig von der finanziellen Situation hilft es mir persönlich, mit Frauen und vor allem Kolleginnen im Austausch zu bleiben. Auf diese Weise kann man im besten Fall etwas von einander lernen und bekommt das Gefühl nicht allein zu sein.
Ich habe mit zwei meiner lieben Kolleginnen über das Thema Existenzangst gesprochen und beide haben mir von ihren Erfahrungen und Gedanken berichtet. So sieht man auch, dass die Erlebnisse ganz unterschiedlich sein können. Vanessa Meisinger lebt mit ihrem Mann in Nürnberg und erwartet in wenigen Wochen ihr erstes Kind. Alexandra Maurer ist uns einige Zeit voraus – sie hat eine einjährige Tochter und pendelt mit ihrer Familie zwischen London und Zürich. Hier geht’s zum ausführlichen Interview.
Wir wissen alle nicht wie sich die Lage in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird. Wir können nur das Beste hoffen und uns an jegliche Regeln halten die erteilt wurden, um somit das Problem vielleicht etwas schneller zu lösen. Bleibt bitte so gut es geht Zuhause und natürlich gesund.
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