Schwangerschaft

Die Zeit nach der Fehlgeburt

Wann darf ich wieder schwanger werden?


Nach einer Fehlgeburt steht die Trauerbewältigung im Vordergrund. Dennoch bleibt der Kinderwunsch bei den meisten Paaren bestehen und so stellt man sich die Frage: „Wann darf ich wieder schwanger werden?“– hier scheiden sich die Geister. Im Internet liest man vermehrt, dass eine Wartezeit nicht unbedingt notwendig ist. Hauptsache die Paare fühlen sich dazu bereit. Direkt wieder schwanger zu werden erhört also nicht das Risiko einer weiteren Fehlgeburt. Die meisten Ärzte raten den Frauen allerdings 2-3 Monate zu warten, bevor ein erneuter Versuch gestartet wird . Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Nicht nur der Körper muss sich regenerieren, sondern auch die Psyche. Viele Frauen sind nach so einer Erfahrung geprägt und fürchten den nächsten Schwangerschaftsverlust.

Das sagt die Statistik:

Nach meiner Fehlgeburt war Google mein Freund und Feind zugleich. Ich wollte nicht nur die möglichen Ursachen erforschen, sondern auch Statistiken, um heraus zu finden wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer wiederholten Fehlgeburt ist. Hier einige Zahlen, die das Universitätsklinikum Bonn veröffentlicht hat:

  • 2 – 5% aller Patientinnen erleben zwei und nur 0,4 – 1% drei Schwangerschaftsverluste in Folge
  • Bei Frauen nach einer Lebendgeburt besteht ein geringeres Risiko, als bei Frauen die bereits eine Fehlgeburt erlebt haben
  • Das Risiko für eine erneute Fehlgeburt steigt proportional zu der Zahl vorausgegangener Aborte und liegt bei drei Schwangerschaftsverlusten in Folge somit bei etwa 45%

Mich haben diese Zahlen mehr verrückt gemacht, als dass sie mir geholfen haben. Meine Erkenntnis war: Das Risiko einer weiteren Fehlgeburt hat sich soeben erhöht. Keine gute Voraussetzung für den nächsten Versuch. 

So war es bei uns:

Erst einmal vorweg: Ich bin wieder schwanger und überglücklich. Ehrlich gesagt habe ich nach meiner Fehlgeburt nicht damit gerechnet, dass es so schnell wieder klappt. Auf Anraten unserer Ärzte haben wir drei Monatszyklen abgewartet, bevor wir den nächsten Versuch gestartet haben. Uns war sofort klar, dass wir es wieder probieren möchten. Doch diese 12 Wochen habe ich gebraucht, um das Geschehene zu verarbeiten. Es ist sicher keine gute Idee mit einer permanenten Angst und tiefer Trauer, um das verlorene Baby, wieder loszulegen. Aber das muss jeder, ganz individuell, für sich entscheiden.

In den Wochen zuvor habe ich sehr auf mich geachtet: gesunde Ernährung, jeden Abend eine Tasse Ingwer-Zitrone-Tee, um nicht krank zu werden und die Folsäure habe ich auch weiterhin eingenommen. Außerdem halfen mir Ovulationstest. Diese ermitteln deine fruchtbaren Tage. Als wir mit unserem ersten Übungszyklus, wie das in jeglichen Foren so gerne genannt wird, loslegten, wollte ich nichts dem Zufall überlassen. Doch ganz ehrlich, wenn du deinen Körper kennst, brauchst du solche Hilfsmittel eigentlich nicht. Der sogenannte „Übungszyklus“ stellte sich im Nachhinein als keine Übung heraus, sondern als voller Erfolg – ich war sofort wieder schwanger. Wahnsinn. Ich konnte es überhaupt nicht fassen. Was für ein Glück!

Nach der ersten Euphorie setzte bei mir jedoch relativ schnell die Angst ein. Was ist, wenn sich alles wiederholt? Stehe ich das ein zweites Mal durch?

In den ersten Wochen der Schwangerschaft habe ich das Thema bewusst von mir ferngehalten. Ich wollte nicht darüber reden und auch keine Zukunftspläne schmieden. Genau aus diesem Grund hatte ich kein Verlangen danach irgendjemanden einzuweihen. Okay, vier Menschen wussten Bescheid, aber auch nur weil die Geheimhaltung unmöglich war. Denn ab der 6. SSW litt ich extrem unter Übelkeit und Erbrechen. Mehr dazu und wie mein erstes Trimester verlaufen ist, findest du hier.

Abschließend lässt sich sagen:

Abschließend kann ich sagen und eventuell spreche ich anderen Frauen und Männern aus der Seele: Diese Zeit nach einer Fehlgeburt ist wirklich nicht schön. Sie ist von Ängsten geprägt und selbst wenn der Schwangerschaftstest wieder positiv ist, verschwindet sie nicht. Aber das ist völlig normal. Jeder sollte sich fragen: Schaffe ich die Bewältigung allein oder suche ich mir lieber Hilfe!? Eine Therapie oder eine Selbsthilfegruppe können manchmal Wunder bewirken. Hier findest du einige Adressen, bei denen du dich melden kannst.

Für mich war es keine Selbsthilfegruppe im klassischen Sinne, sondern mir haben Erfahrungsberichte von anderen Frauen geholfen, in Foren, in YouTube-Videos oder auf Blogs. Zum Beispiel der Beitrag von dem Model Marie Nasemann. Sie hat ihre Fehlgeburt öffentlich gemacht und in ihrem Blog „Fairknallt“ sehr offen darübergeschrieben. Das half mir ungemein und hat mich letztendlich dazu bewegt, auch meine Fehlgeburt öffentlich zu machen. Darüber hinaus ist die Trauerphase das Entscheidende. Fordert sie für euch ein und verdrängt diesen Schicksalsschlag nicht. Das habe ich auch gemacht. Wenn ich weinen musste, weinte ich. Manchmal passierte es auch ganz plötzlich, ohne Vorwarnung. Und: sprecht darüber, lasst es kein Tabuthema werden.  

Das kann dir helfen, den Verlust zu verarbeiten:

  • Ablenkung: Arbeit, Freunde treffen, ein neues Hobby suchen
  • Nehmt euch eine Auszeit mit dem Partner: Spa-Tag oder eine Reise
  • Sprecht offen über eure Gefühle: mit dem Partner, der Familie und den Freunden – Nein ihr nervt niemanden damit!
  • Hört in euch hinein: Wie geht es mir wirklich? Habe ich es schon verarbeitet?
  • Sucht euch professionelle Hilfe, falls ihr aus dieser dunklen Phase nicht allein herauskommt – hier findet ihr einige Adressen

Wie ist es euch ergangen? Wie lange habt ihr nach der Fehlgeburt gewartet? Und was hat euch persönlich bei der Verarbeitung geholfen?  

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