Geburt

Mein Geburtserlebnis

Spontan, laut und ganz viel Oxytocin

Als ich noch nicht schwanger war, hatte ich große Angst davor ein Kind zu gebären. „Endgegner Geburt“ – habe ich immer gesagt. Ein nicht-aushaltbarer Schmerz, viel Blut und Geschrei. Das war meine persönliche Assoziation mit Geburt. Ist das nicht traurig? Dabei ist Geburt so viel mehr. Etwas ganz Wunderschönes und Einzigartiges. Ein Erlebnis, welches man nur ganz schwer in Worte fassen kann. So schwer es mir auch fällt, ich möchte mein Geburtserlebnis gerne mit euch teilen – es ist ein Positives.

*Dieser Beitrag enthält Werbung, das ist keine Kooperation.

Der Körper und das Baby wissen genau was zu tun ist. Vertrau darauf.

Ich frage mich oft, warum ich unsere Geburt als schön empfunden habe. Es sind viele kleine Faktoren. Im Laufe meiner Schwangerschaft hat sich meine Angst zunehmend in Vorfreude auf unseren Sohn gewandelt. Zu wissen welche Vorgänge im Körper passieren und wie so ein Ablauf aussehen könnte, hat mir dabei enorm geholfen. Auch wenn ein Geburtsvorbereitungskurs gerne mal abwertend als „Hechel-Kurs“ betitelt wird – uns hat er bestärkt. Während meiner Schwangerschaft war das Buch „Guter Hoffnung“ von der Hebamme Kareen Dannhauer meine Bibel. Umso glücklicher war ich, als wir noch einen freien Platz in ihrem Online-Kurs bekommen haben. Sie bringt die Dinge auf den Punkt, ganz direkt, ungeschönt und während dessen hat sie uns immer wieder klar gemacht: Der Körper und das Baby wissen genau was zu tun ist. Vertrau darauf. Und das habe ich getan, darauf vertraut.

Mit guter Laune in den Kreißsaal.

Das ist der nächste und sehr wichtige Faktor: Ein positives Mindset. Ich habe nur positive Gedanken zugelassen. Ja, das ist nicht leicht, aber es kann funktionieren. Wir sind mit guter Laune und angstfrei in den Kreißsaal gestartet. Dort wartete eine ganz tolle Hebamme auf uns. Und jetzt kommt ein Punkt, den man leider nicht beeinflussen kann: Glück. Man kann sich noch so gut auf eine Geburt vorbereiten, ein Quäntchen Glück schadet nicht. Und das hatten wir definitiv. Unsere Hebamme im Kreißsaal stand uns zu 100% zur Seite, es war quasi eine 1 zu 1 Betreuung. Kein Schichtwechsel. Das ist nicht selbstverständlich. Sie blieb bis zum Ende und hat einen großartigen Job gemacht. Wir fühlten uns gut aufgehoben und frei in unseren Entscheidungen. Hinzukommt, dass die erste Corona-Welle gerade abflachte. Die Regelungen im Krankenhaus waren zwar noch verschärft, aber mein Mann durfte von Anfang an bei der Geburt dabei sein und mich einmal am Tag auf der Wochenbettstation besuchen. Eine Woche vorher war das noch nicht möglich.

Der Fakt wie lange eine Geburt dauert, entscheidet natürlich auch darüber, wie man dieses Erlebnis
abspeichert. Meine Fruchtblase ist Zuhause geplatzt. Vom Blasensprung bis zum ersten Atemzug unseres Kindes sind 6 Stunden vergangen. Das ist für eine Erstgebärende relativ schnell. Das bedeutet natürlich auch: In kürzester Zeit, sehr heftige, intensive Wehen mit wenig Pausen. Das Gefühl pressen zu wollen, kam ziemlich schnell. Damit hatte ich nicht gerechnet. Da mein Muttermund aber noch nicht vollständigen geöffnet war, musste ich einige Stunden dagegen ankämpfen und den „Pressreflex“ veratmen. Das war für mich die anstrengendste Phase.

Ich bin in meine eigene Welt abgetaucht.

Während einer Geburt können verschiedene Hilfsmittel und Schmerzmittel eingesetzt werden. Ich hatte mir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, was ich mir vorstellen kann. Ich entschied mich für die Badewanne und Lachgas. Auf stärkere Schmerzmittel wollte ich im Optimalfall verzichten. Insgeheim dachte ich allerdings, dass ich nach kürzester Zeit durchs Krankenhaus schreie: „ICH WILL EINE PDA, WO IST DIE PDA, BRINGT MIR SOFORT EINE PDA!“ Erstaunlicherweise ist das aber nicht eingetroffen. Es blieb bei der Badewanne und für die letzte Phase bekam ich Lachgas. Versteht mich nicht falsch, geschrien habe ich trotzdem – und zwar nicht wenig. Das war jedoch keine bewusste Entscheidung – es ist einfach aus mir rausgekommen. Meine Augen waren über Stunden geschlossen, ich habe komplett losgelassen und den ganzen Druck rausgeschrien. Ich bin in meine eigene Welt abgetaucht. Das hat mir sehr geholfen.

Und plötzlich waren wir Eltern.

Und dann war er da – der eine magische Moment. Unser Baby war geboren. Da lag es nun. Es war geschafft und plötzlich waren wir Eltern. Unfassbar und unbeschreiblich, welche Gefühle durch den Körper sprudeln. Als ich mein Baby auf der Brust liegen hatte, schaute ich meinen Mann an und sagte: „So schlimm war es gar nicht.“ Er musste lachen, denn vor wenigen Minuten schrie ich noch um mein Leben, so wirkte es jedenfalls von außen. Da seht ihr, was die guten Hormone mit uns machen. Danach begann der unschöne Teil. Ich wurde 20 Minuten genäht. Ich hatte einen Dammriss 2. Grades. Das hätte ich mir gerne erspart. Der Bereich wird zwar betäubt, allerdings spürte ich fast alles. Es war sehr unangenehm.

Zusammengefasst, was mir geholfen hat:

  • eine positive Einstellung zur Geburt
  • keine Ängste zulassen, stattdessen Vorfreude zelebrieren
  • die Begleitperson, ohne meinen Mann hätte ich das nicht geschafft
  • in die eigene Welt abtauchen (sobald ich abgelenkt wurde, empfand ich die Schmerzen stärker)
  • atmen, schreien, in den Pausen Kraft tanken
  • sich nicht von außen betrachten (habt keine Hemmungen!)
  • den Weg des Babys vorstellen – vorstellen wie es durch das Becken rutscht
  • Geburtsvorbereitungskurs bei Kareen Dannhauer (es gibt natürlich auch andere tolle Kurse)
  • in der 37. SSW startete ich mit der Geburtsvorbereitenden Akupunktur und trank täglich Himbeerblättertee (und wenn es nur Placebo war, bei mir hat es geholfen)

Was ist also mein Fazit?

Es war heftig, intensiv und verrückt. Verrückt zu begreifen, wozu unser Körper im Stande ist. (Das begreife ich ehrlich gesagt heute noch nicht.) Ich würde mich immer wieder für das Krankenhaus entscheiden. Zu wissen, ein medizinisches Back-up zu haben gab mir Sicherheit. Auch die drei Tage auf der Wochenbettstation waren wichtig für mich, um zu regenerieren. Ich war anfangs auf viel Hilfe angewiesen. Der für mich wichtigste Punkt ist jedoch die Begleitperson. In meinem Fall war es mein Mann. Ohne seine Unterstützung hätte ich es nicht durchgestanden. Denn die Psyche spielt eine so wichtige Rolle in diesem Prozess. Und eine vertraute Person dabei zu haben, die einem Halt und Geborgenheit gibt, ist unbezahlbar.

Mir ist durchaus bewusst, dass nicht jede Frau dieses Glück erfahren darf. Einige gehen sogar traumatisiert aus der Geburt raus. Das kann verschiedene Gründe haben. Zum Beispiel ein ungewolltes Eingreifen im Kreißsaal. Umso dankbarer bin ich, dass wir ein schönes Geburtserlebnis haben durften und ich werde immer mit etwas Demut auf diesen Tag zurückblicken.

Habt ihr Fragen an mich? Schreibt es gerne in die Kommentare. Ich freue mich auch sehr über eure Geschichten.

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8 Kommentare

  • Reply Franziska Februar 20, 2021 at 2:57 pm

    Liebe Julia,
    danke für diesen wunderschönen Bericht und dein IGTV-Video dazu. Auch ich habe bei Instagram in deiner Fragerunde geantwortet und habe mich als kinderlose Frau in einigen Worten sehr wiedererkannt: Angst, Schmerz, Gefühl des Nichtüberlebens, wenn ich an Geburt denke.
    In den letzten Jahren wurde das sogar sehr stark von außen an mich herangetragen: hat jemand in der Familie ein Baby bekommen, wurde von Familienmitgliedern zu mir mit einem mitleidigen Lächeln gesagt „du wirst mal kein Kind bekommen“. Und zwar nur, weil ich nach einem ehrlichen Erfahrungsbericht der Geburt fragte.
    In den letzten Jahren war ich davon überzeugt, keinen Kinderwunsch zu haben…mittlerweile frage ich mich, ob es nur diese Angst vor der Geburt ist, die mich zu dieser Überzeugung brachte. Zur Zeit fühle ich Verunsicherung. Ich habe das Gefühl, es ist ein Prozess, einen Kinderwunsch zu bekommen?

    Kennst du das von dir auch? Oder hattest du einen so starken Kinderwunsch, der die negativen Gedanken an die Geburt „überschrieben“ hat?
    Ist es denn gut, wenn man sich vorher genau mit dem Geschehen „Geburt“ auseinandersetzt? Man stößt eben leider wirklich auf so viel Negatives…

    Herzliche Grüße,
    Franziska

    • Reply julia Februar 20, 2021 at 6:08 pm

      Liebe Franziska,

      danke für diesen ehrlichen Kommentar. 🙂
      Es ist wirklich schade, dass dir so Angst gemacht wird. Wie soll man da noch unbefangen in eine Geburt rein gehen!?
      Ich denke schon, dass der Kinderwunsch ein Prozess ist. Mir war immer klar, dass ich ein Leben mit Kindern möchte – es war eher die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt und dieser kam ganz natürlich. Irgendwann hat es sich richtig angefühlt. Mit Beginn der Schwangerschaft schwand die Angst vor der Geburt immer mehr, weil ich so neugierig war und ich mich so sehr auf mein Kind gefreut habe. Und ganz ehrlich: am Ende der Schwangerschaft willst du auch einfach, dass es vorbei geht. Haha. Was meiner Meinung nach Sinn macht, ist ein Geburtsvorbereitungskurs. Die Hebamme hat mich mit ihren Worten und was sie gesagt hat extrem bestärkt. Nach diesem Kurs wusste ich, dass ich es schaffen werde und ich gehe sogar soweit zu sagen, dass ich mich darauf gefreut habe diese Erfahrung zu machen. Während der Schwangerschaft hatte ich kein Interesse daran irgendwelche negativen Geburtsberichte zu hören. Davon würde ich auch abraten. Das verunsichert nur.
      Ich wünsche dir nur das Beste und hoffe sehr für dich, dass die Verunsicherung schwindet und du dir im Klaren darüber werden kannst, ob du ein Kind möchtest oder nicht. Die Geburt blendest du bei dieser Frage am besten erst einmal aus. Vielleicht kommt die Antwort dann von ganz alleine. 🙂

      xx Julia

  • Reply Patricia Februar 20, 2021 at 4:00 pm

    Toller Bericht!
    Du hast so Recht! Ich hatte bei meinem zweiten Kind leider mit allen Hebammen etwas Pech und hab mich nicht so gut betreut gefühlt.
    Wäre es mein erstes Kind gewesen, wäre ich sicher verzweifelt…

    • Reply julia Februar 20, 2021 at 6:12 pm

      Liebe Patricia,

      danke dir für dein Kommentar. 🙂
      Das tut mir wirklich sehr leid. Da sieht man wieder, wie wichtig die Hebammen für uns sind. Eine gute Betreuung ist essenziell.
      Alles Liebe für euch!!

      xx Julia

  • Reply Sarah Februar 20, 2021 at 8:34 pm

    Liebe Julia,
    ein wirklich schöner Bericht, der hoffentlich vielen Frauen die Angst nimmt.
    Für mich stand auch immer fest – ja, ich will Kinder, aber natürliche Geburt AUF GAR KEINEN FALL!
    Und das nur wegen all den Geschichten die man so hört. Ein geplanter Kaiserschnitt war immer mein „Lichtblick“.
    Während der Schwangerschaft hat sich meine Meinung aber komplett geändert.
    Wie du schon sagst, je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt und auch gut aufgeklärt wird, desto positiver wird die Einstellung.
    Fazit: ich bin mittlerweile zweifache Mutti, beide kamen natürlich zur Welt.
    Besonders der Schmerz-komplett-Vergessen-Modus nach der Geburt ist ein wirklich praktische Erfindung des Körpers 🙂
    Liebe Grüße
    Sarah

    • Reply julia Februar 21, 2021 at 7:39 am

      Liebe Sarah,

      danke für deinen Beitrag. 🙂
      Ich würde behaupten, dass viele Frauen über einen geplanten Kaiserschnitt nachdenken. Ein Geplanter kam für mich nie in Fragen, aber ich hatte zwischendurch auch mal den Gedanken „Ach und wenns ein Kaiserschnitt wird, dann ist das so. Dann habe ich wenigstens keine Wehen.“ 😀 Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass es den Kaiserschnitt gibt. Aber wenn man die Möglichkeit hat, die Geburt natürlich zu erleben, dann sollte man diese heftige Erfahrung nicht versäumen – finde ich. Und ja, die Natur hat so viele gute und hilfreiche Dinge erfunden. 🙂

      Alles Liebe dir und deiner Family.
      xx Julia

  • Reply Anna Februar 21, 2021 at 8:18 am

    Hallo Julia,
    Ich habe mit Spannung deine Schwangerschaft und deine Berichte dazu verfolgt. Ich bin selber noch eine junge Mutter (mein Sohn ist jetzt 19 Monate alt) und war ,bei deiner Geburt quasi im ersten Lebensjahr…das hat es in sich, jedenfalls für mich!
    Dein Geburtsbericht war tatsächlich nochmal schön zu lesen,da ich auch eine „tolle“ Geburt hatte,auch wenn sie nach 10 Tagen eingeleitet werden musste. Vom Blasensprung bis zum ersten Schrei waren es 4 Stunden und Ich bin froh das es so schnell ging. Ohne PDA und sonstigem war das nämlich gar nicht so schmerzlos…auch wenn ich sehr „naturverbunden“ bin im Sinne von: „der Körper wird schon wissen was er tut“, das war heftig!
    Jedenfalls war es schön zu lesen das man nicht alleine ist und im Nachhinein irgendwas „verklärt“, wie es so manchmal suggeriert wird aus dem Bekanntenkreis.
    Danke schön auf jeden Fall!

    Liebe Grüße und noch ganz viel Freude mit deiner kleinen Familie ❤️
    Anna

    • Reply julia Februar 21, 2021 at 10:52 am

      Liebe Anna,

      ich freue mich sehr über dein Kommentar und dass du meine Schwangerschaft verfolgt hast. Im Herzen ist man ja als Neu-Mamas sofort verbunden. 🙂 4 Stunden sind natürlich eine Hausnummer – noch schneller heftige Wehen mit sehr kurzen Pausen. Aber du hast es geschafft. Respekt. Und klar, schmerzlos ist das alles nicht, keine Frage. Aber dennoch ein abgefahrenes Erlebnis. 🙂
      Euch auch alles Liebe.
      xx Julia

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